Ein heißer Samstag im Sommer, der Strand ist schon morgens so bevölkert, dass kaum noch ein Handtuch in die ersten Reihen passt. Ein urkomischer Zweikampf zwischen Mensch und Plastiksack, der erst endet, als das rote Ungetüm mit Luft gefüllt ist und die Frau erschöpft darauf niedersinkt.
In der Realität sieht man allerdings in erster Linie fuchtelnde Menschen, die irgendwann in einem Plastikberg versinken wie ein Hotdog-Würstchen im Brötchen. Die Outdoor-Branche hat gemerkt, dass die Kunden einerseits Bequemlichkeit haben wollen, andererseits aber auch Unterlagen, die nicht nach zwei Regengüssen verwaschen aussehen oder in sich zusammenfallen.
„Die Zeiten, in denen man im Sommer draußen auf einer harten Liege mit Plastikauflage festklebte, sind vorbei“, sagt Patrick Palm, Geschäftsführer des Hamburger Planungsbüros Naturo Konzept, und schwärmt von Ecksofas und Ottomanen, die draußen stehen dürfen, Teppichen und atmosphärischer Gartenbeleuchtung. Das heißt zum Beispiel: Man will sich an den Gartenstuhl oder die Gartenliege anschmiegen können – wie in ein Polstermöbel, das im Wohnzimmer steht.
Palm schwärmt außerdem von der Lenti-Farbwelt: „Sie lässt sich zum Beispiel von einem Buchfinken auf einem herbstlich-gelben Baum inspirieren und setzt das dann in ein Farbthema um.“ „Dürfen sie auch gar nicht!“, sagt Donata Apelt-Ihling, Inhaberin des süddeutschen Textilunternehmens Apelt. „Planschen am Pool, ein Picknick auf der Wiese oder auch nur ein Feierabendwein auf den Steinstufen der Terrasse: Das sind extreme Bedingungen“, sagt sie. „Wenn sie ein gewöhnliches Kissen mit nach draußen nehmen, dann ist das nach wenigen sonnigen Nachmittagen auf der Gartenbank ausgeblichen.
Apelt ist allerdings längst nicht der einzige Anbieter mit zertifizierten und aufwendig produzierten Stoffen. Praktisch alle großen Textilmarken wie Designers Guild, Jim Thompson oder Dedar haben Stoffe für die Freiluft-Anwendung im Angebot.
Eine der sehr hochwertigen sogenannten „Smart Yarns“ (schlaue Garne) für den Outdoor-Bereich wird in Deutschland, in Dormagen und Lingen, gefertigt: die Dralon-Acrylfaser. Die innovative Mikrofaser wird im Outdoor-Bereich von so bekannten Firmen wie Kettler, Dedon oder Fermob eingesetzt, aber auch in der Autoindustrie oder in der Mode wie bei Joop, Benetton oder New Balance. Das große französische Unternehmen stellt unter anderem auch Batyline her, ein Material, dass man jetzt häufig für Outdoor-Produkte findet. Der süddeutsche Schirm-und-Gartenmöbel-Hersteller Weishäupl arbeitet zum Beispiel mit Batyline, aber auch die atmosphärischen Outdoor-Leuchten von Maiori sind aus dem Material gefertigt.
„Es ist wirklich verblüffend, was sich auf diesem Markt in den letzten Jahren getan hat“, bestätigt auch Sebastian Zenker, Innenarchitekt aus München mit eigenem Planungsbüro. Auch wenn es streng genommen gegen seine Berufsbezeichnung als Innenarchitekt geht, beschäftigt sich Sebastian Zenker in der letzten Zeit immer häufiger mit Außenbereichen.
Innen- und Außenräume sollen verschmelzen – das tun sie zum Teil ja auch schon durch die bodentiefen Fenster, die in der Architektur gerade so angesagt sind.“ Und nicht zuletzt der Textilbezug vom Sonnenschirm, die Kissen auf der Gartenbank oder sogar der Terrassen-Tischläufer sollen zur textilen Innenraumgestaltung passen. Der Designer verwendet die Stoffe nicht mehr nur im Garten oder auf der Terrasse: „Outdoor-Textilien eignen sich aufgrund ihrer Strapazierfähigkeit, der Wasser- und Fleckenresistenz auch ideal für Barhocker, Badezimmermöbel oder schwer zu reinigende Betthäupter“, erklärt der Innenarchitekt und schwärmt von einem samtigen, wunderbar schimmernden Veloursstoff, den er gerade entdeckt hat – „für draußen geeignet“, sagt er.







